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ErfolgsgeschichteSDG 7

„Entscheidend ist der fehlende Zugang zu Finanzen“ 

Erneuerbare Energielösungen können CO2 einsparen und Wertschöpfung generieren. Das zeigt das Beispiel der SGA Farms in Ghana. Das Unternehmen bewässert seine Felder inzwischen solarbetrieben. Die Grüne Bürgerenergie hat neben der SGA Farms 81 weitere Farmen beim Kauf eines solaren Pumpensystems unterstützt, ohne in den Markt einzugreifen. SGA-Farms-Gründer Bobby Gyesi lobt diese Unterstützung, doch für den Durchbruch der Erneuerbaren Energien brauche es noch deutlich mehr.  

Grün soweit das Auge reicht. An den hohen Papayabäumen hängen grüne Früchte. Auf einem Feld daneben sprießen Setzlinge. Die Felder fallen sanft zu einem Damm ab. Die Eigentümer der SGA Farms haben ihn angelegt, sammeln darin Regenwasser, um ihre Plantagen und Felder das gesamte Jahr hinweg bewässern zu können.  

Das Familienunternehmen baut auf rund 130 Hektar Papayas, Avocados und Kokosnüsse für den Export vor allem nach Großbritannien und Deutschland an, aber auch Gemüse für die lokalen Märkte. Die Farm liegt in Teacher Mante, keine 50 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Accra entfernt.  

„Wir bewirtschaften unsere Felder nach strengen internationalen Kriterien“, sagt Bobby Gyesi, Mitgründer und Präsident der SGA Farms. Und betont, wie wichtig seiner Familie eine sozial- und umweltverträgliche Bewirtschaftung sei. Deshalb bewässert das Unternehmen mit einer ausgeklügelten Tröpfchenbewässerung. „Diese spart gegenüber herkömmlichen Bewässerungsmethoden bis zu 60 Prozent Wasser ein“, sagt der Mitgründer. Dabei hilft, dass Papayas und Kokospalmen in der Trockenzeit nur wenig Wasser benötigen. Avocados allerdings liebten Wasser, erklärt er.  

Seit 2020 treibt eine 5 kW-Solaranlage die Pumpe an. Gekauft hat sie SGA mit finanzieller Unterstützung der Grünen Bürgerenergie Ghana. Und zwar direkt bei einem von fünf Händlern, die GBE zuvor nach Qualitätskriterien ausgewählt hat. „Die Kunden, zum Beispiel die Farm von Bobby Gyesi, haben die Händler selbst akquiriert“, sagt Rafael Wiese, der Leiter von GBE Ghana. Jedes Angebot der Händler hat GBE auf technische Vollständigkeit validiert, bei einem ersten Besuch vor Ort die Wasserverfügbarkeit und -rechte überprüft und nach der Installation die Farm nocheinmal besucht, um die Anlage zu testen und vertraglich abzunehmen. Erst danach hat GBE der Installationsfirma 40 Prozent des Anlagenpreises bezuschusst. Der Aufwand war beträchtlich, inzwischen sind aber alle 82 Anlagen installiert. „Damit gibt es überall in Ghanas Vorzeigeprojekte, durch die sich sich Farmerinnen und Farmer vom Nutzen der Solaren Bewässerung überzeugen lassen können.“, sagt Rafael Wiese.  

Ohne die Bezuschussung wäre die Finanzierung für die Familie von Bobby Gyesi und die anderen Nutznießer sehr schwer gewesen, betont Bobby Gyesi. „Banken verlangen für Darlehen aktuell zwischen 30und 35 Prozent Zinsen, außerdem besteuert der Staat importierte Pumpen und solares Equipment. Das macht es für Landwirte und Unternehmen schwer, auf erneuerbare Energien umzustellen“, kritisiert er die aktuellen Barrieren für eine schnellere Verbreitung solarer Lösungen. Und sieht Regierungen, Hersteller und (internationale) Geldgeber in der Pflicht.  

Zeit zu handeln 

Schließlich, das beweise die solarbetriebene Pumpe auf seiner Farm, die Vorteile von solaren Pumpsystemen Tag für Tag. „Langfristig rechnen sich solche Anlagen, schwierig ist jedoch, das Anfangskapital für die Beschaffung aufzubringen“, sagt Bobby Gyesi. Immerhin kosten die Anlagen je nach Größe zwischen 6.000 und 8.000 Euro.  

Solche Investitionen können sich Kleinbäuerinnen und -bauern nicht leisten, zumal in der äußerst schwierigen wirtschaftlichen Lage des Landes. „Die extrem hohe Inflation und die Währungsschwankungen würgen gerade den Markt ab“, weiß Rafael Wiese. Lokale Banken verleihen Gelder in ghanaischer Währung nur sehr kurzfristig und zu horrenden Zinsen. Ohnehin sind diese solaren Technologien gegenüber sehr zurückhaltend, auch weil sie weder ihre Vorzüge noch die wirtschaftlichen Zahlen dazu kennen. Deshalb hat GBE drei Hochschulen bei Aufbau von Aus- und Fortbildungskursen unterstützt, die neben Solartechnikerinnen und Solartechnikern auch lokale Bankangestellte über erneuerbare Technologien und ihre Wirtschaftlichkeit informieren, damit sie Teil der Lösung werden.  

Rafael Wiese sieht bei den lokalen Banken ein langsames Umdenken. Aber genau diese Langsamkeit ist für Bobby Gyesi ein Problem – nicht nur bei den Banken. „Es ist Zeit zu handeln“, sagte der SGA Farms-Mitbegründer auf der BMZ-Konferenz „Decentralized Renewable Energy in Africa – Key to a global energy transition“ in Berlin am 27. März 2023. Dafür erntete er insbesondere von Unternehmen und Initiativen, die erneuerbare Energienprojekte in Afrika entwickeln, großen Beifall.  

Denn die Versorgung ländlicher Räume mit sauberer Energie zu fairen Preisen ist die Voraussetzung, dass einerseits lokale Wertschöpfung entstehen und andererseits fossile Energieträger ersetzt werden können. „Unsere Solarpumpe ermöglicht eine komplett CO2-freie Bewässerung“, argumentiert Bobby Gyesi. Früher bewässerte SGA Farms die Felder mit einer herkömmlichen Pumpe und verbrauchte monatlich 350 Liter Diesel.  

Gleichzeitig erlaubt die ganzjährige Bewirtschaftung seinem Unternehmen, Arbeitskräfte permanent zu beschäftigen. 25 Festangestellte hat das Unternehmen inzwischen. Ihre Zahl werde steigen, prognostiziert Bobby Gyesi. Hinzukommen freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einmal wöchentlich Papayas, Avocados oder Kokosnüsse für den Export verpacken.  

Diese lokale Wertschöpfung wird dringend benötigt. In Teacher Mante gehört die 2018 gegründete Farm inzwischen zu den zwanzig größten Arbeitgebern, so Bobby Gyesi. Es brauche jedoch deutlich mehr gute Jobs, um der wachsenden jungen Bevölkerung Perspektiven bieten zu können. „Alle reden immer über erneuerbare Energien und Finanzierung. Diese sollte aber kein Hindernis sein, denn wir müssen sehr viel mehr grüne Arbeitsplätze in Ghana und Afrika schaffen“, kritisierte er in Berlin.  

Stellschrauben sieht er einige: So könnten Hersteller erneuerbare Technologien günstiger produzieren. Importzölle wiederum sollten gesenkt werden, um die Beschaffungskosten zu reduzieren. Gerade in ostafrikanischen Ländern wie Kenia und Uganda sieht er die Regierungen auf einem guten Weg. „Sie betonen die Notwendigkeit der Energiewende sowie ihre Vorteile. Und sie haben ein freundlicheres Umfeld für Investitionen in erneuerbare Energien geschaffen“, sagt er.  

Die internationalen Geber wiederum sollten den Zugang zu Finanzen vereinfachen und beschleunigen. „Afrika beherbergt 60 Prozent der besten Solarressourcen der Welt, aber nur ein Prozent der installierten PV-Kapazität“, schreibt die Internationale Energieagentur (IEA). Darauf bezieht sich Bobby Gyesi und fragt nach dem Warum. „Es liegt nicht am technischen Know-how, das haben wir. Entscheidend ist der fehlende Zugang zu Finanzen.“ Dieser Flaschenhals müsse verschwinden.