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ErfolgsgeschichteSDG 3

Solarenergie verbessert die medizinische Versorgung ländlicher Kliniken

Mithilfe von Solarstrom lassen sich auch in abgelegenen Dörfern deutlich bessere Gesundheitsdienstleistungen anbieten – zum Beispiel nächtliche Geburtshilfe und Kühlschränke für Impfkampagnen. 

In den späten Nachtstunden im September 2019 hatte Tante Ama starke Wehen und musste in eine Klinik gebracht werden. Das Gesundheitszentrum in ihrem Dorf Praprababida war zu diesem Zeitpunkt geschlossen, da sie nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen ist. Tante Ama musste also in das gute zehn Kilometer entfernte Krankenhaus in Donkorkrom fahren.

Weil die ungeteerten Straßen dorthin in keinem guten Zustand sind, ist es sehr gefährlich, sie zu befahren, vor allem nachts, wenn es weder entlang der Straßen noch in den Gemeinden eine Beleuchtung gibt. Als Tante Ama in der Klinik ankam, befand sie sich in einem kritischen Zustand. Glücklicherweise gelang es den Ärzten, die Situation in den Griff zu bekommen und beider Leben zu retten. Aber es war eine traumatische Erfahrung für Tante Ama.

So ergeht es schwangeren Frauen in ländlichen Gebieten in Ghana oft, vor allem in den nicht elektrifizierten Gemeinden. Sie müssen mit Booten oder Kanus, mit Motorrädern oder Dreirädern fahren, um ein Gesundheitszentren aufzusuchen. Die Reise über das Wasser oder mit dem Motorrad bei Nacht ist aber unsicher und gefährlich.

Belinda ist die Leiterin des Community-based Healthcare Planning and Services compounds CHPS, in Praprababida. Es ist eine von mehr als 500 ländlichen CHPS-Kliniken in Ghana, die eingerichtet wurden, um gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern, die medizinische Grundversorgung zu fördern und geografische Hindernisse für die Gesundheitsversorgung in ländlichen Gemeinden zu beseitigen.

Da viele der CHPS aber nicht elektrifiziert sind, können sie ihre Dienste nachts nicht anbieten. Ohne Strom kann Belinda nicht vernünftig arbeiten. Es gibt kein Licht, kein Ultraschallgerät und keine kühl gelagerten Medikamente.

Dies wollen der Ghanaische Gesundheitsdienst und die GIZ gemeinsam ändern. In einem ersten Schritt haben sie im vergangenen Jahr begonnen, Solarstromanlagen und Impfstoffkühlschränke in 30 ländlichen Kliniken in Ghana installieren zu lassen.

Im April hat ein lokales Solarunternehmen die Installation der Solarstromanlagen, Beleuchtungsgeräte und Impfstoffkühlschränke erfolgreich abgeschlossen. Seitdem können die ländlichen Kliniken ihre Beleuchtung, Kühlung, Belüftung und Sterilisation in den ländlichen Kliniken elektrisch betreiben und medizinische Leistungen wie Geburtshilfe und Impfkampagnen auf einem guten Niveau anbieten.

Darüber hinaus hat das Projekt die Mitarbeiter*innen und ausgewählte Personen aus den umliegenden Gemeinden, insbesondere Frauen, für den Betrieb und die Verwaltung des Systems geschult. Indem die Gemeinden das Solarsystem für das Aufladen von Handys und Taschenlampen zur Verfügung stellen, können sie Geld für die Instandhaltung der neuen medizinischen Einrichtungen zu verdienen.

In den nächsten Monaten sollen 20 weitere ländliche Standorte elektrifiziert werden. Damit profitieren dann etwa 65.000 Personen von der besseren medizinischen Infrastruktur.

Mithilfe der PV-Anlagen können CHPS-Gesundheitshelfer wie Belinda ihre Dienste nun 24 Stunden am Tag anzubieten und dafür Ultraschallgeräte, Kühlschränke und Sterilisatoren nutzen. Dies wird die Kinder- und Müttersterblichkeit senken, die Lebenserwartung erhöhen, die Gesundheitsdienste verbessern und die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in den ländlichen Gebieten verbessern. Mithilfe der neuen Infrastruktur will der ghanaische Gesundheitsdienst die Covid19-Impfkampagnen jetzt auch in ländlichen Gebieten durchführen. Tante Ama kann das CHPS  in ihrem Heimatdorf Praprababida nun zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchen. Die Ängste im Zusammenhang mit ihrer zweiten Schwangerschaft haben sich verringert, da sie weiß, dass sie das Krankenhaus in ihrem Dorf rund um die Uhr aufsuchen kann. Und sie ist froh, dass sie keine weite Strecken mehr zurücklegen muss, um ihr zweites Kind sorgenfrei zur Welt zu bringen.

von Marina Dede K. Agortimevor, Technische Beraterin, GBE Ghana